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Mit Turban und Gebetskette

An der Spitze transnationaler islamischer Netzwerke


Von Annabelle Böttcher

Wenn in der Presse über den politischen und religiösen Einfluss des schiitischen Groß-Ayatollahs Ali al-Sistanis im Irak spekuliert wird oder ein zypriotischer Sufi-Scheich wegen der Konvertierung eines jungen britischen Hochadeligen in die Schlagzeilen gerät, geht es um den Einfluss informeller islamischer Netzwerke. Ihre Struktur ist häufig für Außenstehende nicht erkennbar und nimmt nur dort greifbare Formen an, wo Interaktionen stattfinden. Diese können religiöser, sozialer, ökonomischer oder politischer Natur sein, beispielsweise rituelle Veranstaltungen, Spendensammlungen oder Lehrzirkel. In neuerer Zeit sind islamische Netzwerke im Zusammenhang mit militärischen Aktionen verstärkt in Erscheinung getreten, wie die schiitische Hizballah im Libanon, die Mahdi-Miliz von Muqtada al-Sadr im Irak oder die global aktive al-Qa’ida.

Islamische Netzwerke haben eine pyramidale Hierarchie mit einem (männlichen) Netzwerkchef an der Spitze. Seine Familienmitglieder sowie seine engsten Schüler unterstützen ihn und stellen die Elite des Netzwerks dar. Besonders interessant sind islamische Gelehrtennetzwerke, die, wie ihr Namen bereits andeutet, einen Islamgelehrten an der Spitze haben – und keinen militärischen Führer. Der Islamgelehrte zeichnet sich durch Wissen, Erkenntnis sowie die Beherrschung ritueller Techniken aus. Es existieren keine formalisierten Prüfungsverfahren und Kontrollinstanzen, die die Aufnahme in die schiitische oder sunnitische Gelehrtenhierarchie mitsamt ihrer religiösen und politischen Definitions- und Handlungsvollmacht regulieren. Das garantiert eine pluralistische Gelehrtenlandschaft mit sehr heftig und kontrovers geführten Diskussionen. Die strukturellen Feinheiten eines jeweiligen Netzwerks hängen von seinen Lehrinhalten und Zielsetzungen ab. Hier machen sich die doktrinalen Unterschiede zwischen sunnitischer und schiitischer Islaminterpretation bemerkbar. Dieses Wechselspiel zwischen Struktur und Lehrinhalten lässt sich sehr anschaulich an Fallbeispielen aus der schiitischen und aus der sunnitischen Lehrtradition darstellen.

Frauen werden in der schiitischen Gelehrtenwelt aus Führungspositionen ausgeklammert
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In schiitischen Gelehrtennetzwerken wird die Netzwerkspitze idealerweise von einem betagten Rechtsgelehrten eingenommen, dessen theologisch-juristisches Fachwissen von einem breiten Konsens in schiitischen Gelehrtenkreisen getragen und legitimiert wird. Seine religiöse Autorität beruht vor allem auf seiner völligen Beherrschung der schiitischen Jurisprudenz (ijtihâd). Am Ende einer solchen Karriere kann ein solcher Experte zum Ayatollah oder sogar zum Groß-Ayatollah aufsteigen. Den Status „Quelle der Nachahmung“ (marja’ al-taqlîd) erlangen hingegen nur wenige. Gemeint ist damit, dass die Rechtsauslegung dieses schiitischen Gelehrten für Laiengläubige nachahmenswert geworden ist und er damit zu einer „Quelle der Nachahmung“ wurde. Der Rang eines „Ayatollah der Ayatollahs“ muss über Jahrzehnte des Studiums und der Lehre in schiitischem Recht und schiitischer Theo­logie bei anerkannten Autoritäten mühsam erarbeitet und anschließend in der Praxis gefestigt werden. Über die Fähigkeiten und den integren Charakter eines Marja’ entsteht ein Konsens in der schiitischen Gelehrtenhierarchie, der sich über die Jahre herauskristallisiert. Die Qualifikationskriterien sind sehr streng und müssen in Publikationen, Unterrichtung von Gelehrtennachwuchs und Fatwa-Erteilung nachgewiesen werden. Dieser Marja’ schreibt sich damit auch in eine Lehrtradition des schiitischen Rechts ein und entwickelt diese weiter. Momentan gibt es etwa ein Dutzend solcher hochrangiger (männlicher) religiöser Autoritäten in der schiitischen Welt, zu denen die Groß-Ayatollahs Muhammad Husain Fadlallâh, ’Ali al-Sistani und ’Ali Khamenei gezählt werden. Ihre Karriereverläufe hängen von den sozialen, ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen ihres Umfelds ab.

Frauen bleibt diese Karriere nach der herrschenden Meinung unter schiitischen Gelehrten verwehrt. Sie können zwar ein Studium der schiitischen Jurisprudenz in einem theologischen Seminar absolvieren und den Grad einer schiitischen Rechtsgelehrtin erwerben – an ihrer Rechtsauslegung dürfen sich Laiengläubige jedoch nicht orientieren. Über diese Tradition, die Frauen geschickt aus Führungspositionen in Gelehrtennetzwerken ausklammert, wird schon seit Jahren in der schiitischen Gelehrtenwelt kontrovers diskutiert.

Ähnlich strukturiert sind sunnitische Netzwerke, was am Beispiel sufischer Netzwerke veranschaulicht werden soll. Sufismus ist eine spirituelle Ausrichtung im Islam, deren Anhänger neben der Erfüllung ritueller Anforderungen besondere Formen der Annäherung an Gott ausgebildet haben. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich je nach historischen, politischen, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen sufisch orientierte Gruppen und Traditionen herausgebildet, die als Sufi-Orden oder Sufi-Netzwerke bezeichnet werden. Die bekanntesten sind die Naqshbandiya, Rifâ’iya, Maulawiya (Mevlevis), Qâdiriya und die Shâdhiliya. Manche sufische Praktiken, wie der Besuch von Heiligengräbern, das Einführen von spitzen Gegenständen in die Haut, Tanz und Musik, haben den Sufismus in Verruf gebracht. Zu den Sufi-Netzwerken mit den höchsten Zuwachsraten zählt zweifellos die Naqshbandiya. Da sie zu den „nüchternen“ Ordenstraditionen gehört, die die Befolgung von Koran und Sunna, der zweitwichtigsten Quelle islamischen Rechts, als oberstes Leitprinzip haben, wird sie von anti-sufistischen Strömungen eher gebilligt.

Sufi-Netzwerke haben wie die Ayatollah-Netzwerke eine pyramidale Form mit einem Sufi-Scheich an der Spitze, der sich ebenfalls über die Jahrzehnte durch die Beherrschung von religiösem Wissen einen Namen gemacht und auf diese Weise Anhänger gewonnen hat. Dieses Wissen muss jedoch nicht rational nachweisbar und durch jahrzehntelange Studien und Unterrichtung erworben worden sein. Es geht vielmehr um Erkenntnis- und Erfahrungsprozesse, die unter Anleitung eines spirituellen Meisters oder einer Meisterin in Gebet und Meditation gemacht werden. Fortschritte in der spirituellen Entwicklung können von Außenstehenden in der Regel nicht bemessen werden. Es kommt durchaus vor, dass ein Analphabet durch seine besonderen spirituellen Erfahrungen und seine Frömmigkeit zum Netzwerkchef aufsteigt. Viele einflussreiche Sufi-Scheichs haben auch nichts oder wenig publiziert. In manchen sufischen Traditionen, wie der Naqshbandiya, werden vom Netzwerkchef jedoch gute Kenntnisse des sunnitischen Rechts und der Theologie erwartet, die sie in eigenen Lehrzentren weitergeben.

De facto sind die Anforderungen an die Qualifikation eines Sufi-Scheichs weniger streng als in Ayatollah-Netzwerken. Es kommt vielmehr darauf an, ob und wie er potenzielle Anhänger von seiner religiösen Autorität überzeugen kann. Mit der Zahl seiner Anhängerschaft wächst jedoch sein Ruf. Im sunnitischen Sufismus besteht ein Konsens darüber, dass Erkenntnisse und Gotteserfahrung nicht ohne die Anleitung eines erfahrenen Lehrmeisters erworben werden können. Ebenso wie sich der Schiit für seinen Marja’ entscheidet, kann ein Interessierter sich einem Sufi-Scheich anschließen. Der Aspirant nimmt damit eine bilaterale Verbindung (râbita) auf, die auch oft mit einer spirituellen Nabelschnur verglichen wird. Der spirituelle Meister ist seinerseits durch eine „Nabelschnur“ an seinen eigenen (lebenden oder verstorbenen) Meister gebunden – und dieser widerum an seinen Meister. Diese bilateralen Anbindungen bilden eine bis zum Propheten Muhammad aufsteigende Kette spiritueller Meister (silsila), in der Energieströme weitergegeben werden können. Für die Konsolidierung seiner religiösen Autorität spielt der Nachweis von Wundertaten eine entscheidende Rolle. Daher kursieren in Sufi-Netzwerken immer Geschichten über die Wundertaten des Netzwerkchefs. In der Regel sagt man ihm nach, dass er Krankheiten wie Krebs heilen, zukünftige Ereignisse voraussagen oder Regen machen könne. Diese Wundertaten stehen als Zeichen für Gottesnähe, genauer gesagt dafür, dass Gott diesen Gottessucher mit besonderen Fähigkeiten beschenkt hat. Die Grundstruktur eines Sufi-Netzwerks besteht somit aus der Summe bilateraler Bindungen an den Netzwerkchef, von dem eine Kette bis zum Propheten Muhammad führt.

Schiitisches Pilgerzentrum Sayyida Zaynab in Syrien mit dem Grabmahl von Sayyida Zaynab, der Tochter des Propheten Muhammad
Foto: Annabelle Böttcher

Theoretisch sollten die Bindungen der Schülers an den spirituellen Meister auf Lebenszeit angenommen und täglich durch Meditationsübungen gepflegt werden. Praktisch gestalten sich Länge und Intensität jedoch nach den individuellen Bedürfnissen.

Weibliche religiöse Autoritäten, sogenannte Scheichas, sind in Sufi-Netzwerken stark vertreten. Sie dürfen aber nur Schülerinnen und keine Schüler anleiten, sodass sich innerhalb der männlich dominierten Netzwerkstrukturen weibliche Subnetzwerke herausgebildet haben. Eigenständig von Frauen geführte Netzwerke existieren nur äußerst selten. Manche Sufi-Netzwerke umfassen nur eine Handvoll Anhänger in einem Dorf, andere hingegen haben über den Globus verstreut Millionen von Anhängern. Ein solches transnationales Netzwerk unterhält beispielsweise der aus Zypern stammende und dort ansässige Scheich Nâzim al-Haqqânî al-Qubrusî. Auch wenn sich die bilaterale Beziehung in Ayatollah-Netzwerken anders gestaltet als in Sufi-Netzwerken, gilt doch für beide, dass sie sich an der Nachfrage ihrer Klientel orientieren müssen. Ihre Interpretation des Islams muss mit den Vorgaben des Lebensumfelds ihrer Klientel, beispielsweise einem Leben in einem nichtislamischen Umfeld, in Einklang gebracht werden. Andernfalls wandert der muslimische „Kunde“ zu einem anderen Netzwerkchef ab. Die Existenz ihrer Vielzahl schafft somit starke Konkurrenz unter den Netzwerken. Damit besteht eine Form der „religiösen Marktwirtschaft“, was von außen oft nicht zur Kenntnis genommen wird.

Schiitische Marja’s gelten unter 60 bis 80 Millionen schiitischen Muslimen weltweit als höchste Referenz und nachahmenswertes Vorbild in allen Lebenslagen. Für den schiitischen Laiengläubigen ist die Entscheidung für einen Marja’ mit finanziellen Verpflichtungen verbunden. Die Modalitäten der Spendenzahlungen werden in den Fatwa-Sammlungen des jeweiligen Marja’ behandelt und sind Teil des schiitischen Finanzkonzepts. Es gibt unterschiedliche Spendenzahlungen. Die Zakât-Spende ist sowohl im schiitischen als auch im sunnitischen Islam üblich und beträgt lediglich 2,5 Prozent des Eigentums an Gold, Silber, Handelsprofiten und anderen Gütern. Der Betrag wird unter anderem auf der Grundlage von Viehbestand, Gold- und Silberbesitz des einzelnen Gläubigen errechnet und kann direkt an Bedürftige gehen. Darüber hinaus gibt es im schiitischen Islam den „Fünften“ (khums), eine 20-prozentige Luxussteuer auf den jährlichen Nettogewinn eines Schiiten aus Wirtschaft, Handel, Landwirtschaft und Erbschaft.

Die Einkünfte aus den Khums-Spenden garantieren den Bestand eines Ayatollah-Netzwerkes. Sein Finanzvolumen steigt mit der Zahl seiner Anhänger, vor allem der zahlungskräftigen. Will der Marja’ seine Klientel und damit seinen Marktanteil nicht an andere Konkurrenten verlieren, muss er sich an ihren Wünschen und Bedürfnissen orientieren. Damit ist das Verhältnis zum Marja’ ein klar definiertes Dienstleistungsverhältnis. In Übereinstimmung mit dem schiitischen Recht wird die Hälfte der Khums-Einnahmen als „Anteil des Imams“ in Projekte für medizinische Versorgung, Armen- und Sozialfürsorge, Schulwesen sowie die religiöse Aus- und Weiterbildung investiert. Davon können aber auch Trinkwasserleitungen und öffentliche Toiletten gebaut sowie Fernseh- oder Radiostationen unterhalten werden. Die Mobilien und Immobilien schiitischer Ayatollah-Netzwerke werden nach den jeweils einschlägigen nationalen Gesetzesvorgaben weitgehend autonom von staatlichen Eingriffen verwaltet. Es ist jedoch durchaus möglich, dass eine Regierung oder ein Regime eingreift, indem sie ausgewählte Netzwerke fördert oder unterdrückt. Spenden können gemäß den Vorgaben des schiitischen Finanzrechts auch zur direkten oder indirekten Finanzierung von bewaffnetem Widerstand eingesetzt werden. Manche Gelehrten-Netzwerke unterhalten sogar eigene Milizen, wie die irakische Mahdi-Miliz der sogenannten Sadristen im Irak.

Der Groß-Ayatollah Fadlallâh repräsentiert den Typ eines unternehmerisch denkenden Gelehrten, der unter äußerst schwierigen Bedingungen aus eigener Kraft ein transnationales Netzwerk aufgebaut hat. Er wurde 1935 in Najaf in eine libanesische Gelehrtenfamilie geboren. Seine Ausbildung zum Rechtsgelehrten durchlief er im irakischen Gelehrtenzentrum Najaf. 1966 siedelte er in sein Heimatland Libanon über und widmete sich in einem Beiruter Elendsviertel dem Aufbau eines eigenen Netzwerks sowie dem Studium und der Lehre. Die Tatsache, dass er seinen Anhängern beistand und seine Lehren über Jahrzehnte politischer Wirren weiterentwickelte, hat ihm weltweit Millionen von Anhängern eingebracht. Am Beispiel seiner Wohltätigkeitsorganisation al-Mabarrât zeigt sich sein unternehmerischer Geist, denn sie stellt einen Teil der Netzwerk-Infrastruktur dar, der direkt auf die Bedürfnisse seiner Klienten eingeht. An Fadlallâhs Netzwerk lässt sich auch nachweisen, dass sich seine Klientel kaum eine ordentliche Schulbildung leisten konnnte. Der Hauptbestandteil seiner Wohltätigkeitsorganisation wurde dadurch ein äußerst effizient organisiertes Netz von privaten Kindergärten, Waisenhäusern und Schulen, die in der arabischen Welt inzwischen als Vorbild gelten. Sie werden von seinem ältesten Sohn, Alî Fadlallâh, und seinem Bruder, Dr. Muhammad Baqir Fadlallâh, geleitet. Zudem werden mehrere theo­logische Hochschulen im Libanon und in Syrien unterhalten.

Damaszener Souk mit Blick auf das Sufi-Zentrum von Scheich Kaftaru
Foto: Annabelle Böttcher

Sufi-Netzwerke können nicht wie Ayatollah-Netzwerke auf ein ausgefeiltes Finanzkonzept zurückgreifen. Die im sunnitischen Islam übliche Zakât-Spende reicht für die Finanzierung eines Netzwerks nicht aus. Zudem regulieren die nationalen Regierungen die Finanzverwaltungen von sunnitischen Netzwerken durch ihre Ministerien für religiöse Angelegenheiten oder Stiftungswesen. Sie finanzieren sich demnach vor allem durch freiwillige Abgaben, unbezahlte Dienstleistungen und staatliche Zuwendungen. Ihr Finanzvolumen hängt von der Spendenfreudigkeit der Anhänger ab. Eine wichtige Rolle spielt auch das Verhältnis zum nationalen Aktionsfeld und der jeweiligen Regierung. Der syrische Groß-Mufti, Scheich Ahmad Kaftaru, baute sein Sufi-Netzwerk mit Unterstützung des syrischen Regimes auf, das durch seine repressive Islampolitik andere Konkurrenten vom Markt drängten und somit eine Form der sunnitischen Monokultur schafften.

In kleinen Netzwerken verdienen sich der Chef und die Elite ihren Lebensunterhalt durch eine Voll- oder Teilzeitbeschäftigung. Manchmal bekleiden sie religiöse Posten wie das Amt eines Predigers und Imams in einer Moschee. Nur finanziell unabhängige Scheichs widmen sich der Führung des Netzwerks vollberuflich. Wachstumsorientierte Netzwerke müssen sich nach finanzkräftigen Sponsoren umsehen und sie ins Netzwerk einbinden. Erfolgreiches Fundraising wird somit ein wichtiger Faktor für die Konsolidierung und Expansion – sowohl sunnitischer als auch schiitischer Netzwerke.

Der Sufi-Scheich Nâzim al-Haqqânî al-Qubrusî verdankt seine erfolgreiche Expansion der Einbindung einer Reihe politisch und ökonomisch einflussreicher Mitglieder. Einen großen qualitativen Zuwachs erfuhr die Haqqâniya beispielsweise durch den Beitritt eines malaysischen Prinzen, Raja Ashman Shah, der Sohn des Sultans von Perak, Azlan Muhibbuddin Shah. Die damit einhergehenden Schlagzeilen und der höhere Bekanntheitsgrad schufen auch die Voraussetzungen für die Konvertierung eines jungen britischen Aristokraten. Mit der Zahl finanzkräftiger privater Sponsoren steigt die Attraktivität eines Sufi-Netzwerks. Wie die Strukturen von transnationalen Netzwerken beschaffen sind, wird vor allem von den Konzepten bestimmt, die die Bindung der Anhänger untereinander und an den Netzwerkführer bestimmen. In beiden Fallbeispielen ist der kleinste Bestandteil ein bilaterales Verhältnis zwischen dem Netzwerkführer und seinen Anhängern und den Anhängern untereinander. Diese Bindungen sind komplexen und vielfältigen Verhandlungen unterworfen, die ständig innerhalb eines Netzwerks in dem von der jeweiligen Islaminterpretation vorgegebenen Rahmen stattfinden – aber auch nach außen mit dem Umfeld. Die subjektive Erwartungshaltung des muslimischen Gläubigen bestimmt die Wahl des Netzwerks und die Art der Bindung, womit eine äußerst komplexe Tauschbeziehung mit beiderseitigen kompensationsorientierten Ansprüchen begründet wird. Je nach der Verortung in der islamischen Tradition gestaltet sich dieses religiöse Konsumverhältnis unterschiedlich, wird aber regelmäßig wechselseitig geprüft.


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